M wie Magritte

Gespeichert von admin am Fr., 02.10.2015 - 00:24

Magritte, Rene

Der Belgier Rene Magritte malte 1964 einen Apfel mit Stiel und vier Blättern. Es ist nur ein Apfel. Darüber schrieb er: „Ceci n`est pas une pomme“ (Dies ist kein Apfel). Es ist eine Neuauflage eines alten Motivs von 1928. Damals malte er eine Pfeife und schrieb darüber: „Ceci n`est pas une pipe“ (Dies ist keine Pfeife).

Wenn man ihn fragte, warum das keine Pfeife sei, pflegte er zu sagen: „Mit einer Pfeife kann man rauchen…“

Wörter, die ein Ding bezeichnen – Pfeife, Apfel, Bild von einer Pfeife, - sind notwendig und klar verständlich. Wenn wir jedoch die Ausdrucksebenen wechseln und so tun „als ob“ das Bild schon die Pfeife (das Ding) sei, kommen wir in ein heilloses Durcheinander. Unsere Sprachschlamperei lässt uns bei Fotobetrachtungen z.B. sagen: „Zeig mir noch mal die Claudia.“ Dabei meinen wir das Foto der Claudia.

Ist das sprachliche Korinthenkackerei?

Weil wir dauernd das Ding und das Wort für das Ding sprachlich verwechseln, bekommt im Laufe der Zeit das Wort für das Ding denselben Wirklichkeitscharakter wie das Ding. Aber das ist nicht richtig; denn das Ding bleibt auch in anderen Sprachen immer dasselbe Ding, während sich das Wort für das Ding in jeder Sprache verändert. Aber darauf achtet niemand.

Weil nun aber aus unserer Unachtsamkeit das Wort für das Ding denselben Wirklichkeitscharakter bekommen hat, wie das Ding selbst, werden automatisch alle Wörter für die Dinge zur Wirklichkeit der Dinge.

Wenn nun alle Wörter für die Dinge den Wirklichkeitscharakter der Dinge bekommen, dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, wann alle Wörter den Wirklichkeitscharakter der Dinge haben. Dann wird die Wirklichkeitsqualität zwischen dem Dingwort Tisch und dem anderen (Beziehungs-)Wort Liebe nicht mehr unterschieden. Nunmehr ist Liebe genau so ein Ding wie der Tisch. Beide haben die gleiche Wirklichkeit.

Wenn wir jedoch Beziehungswörter wie Dingwörter behandeln, kommt unser Wirklichkeitsverständnis durcheinander.

Der Apostel Johannes ist im Christentum der Verursacher dieser Sprachschlamperei. Lesen wir nach: „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist. In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen.“ Johannes 1, 1- 3

Einmal behauptet Johannes: Gott ist das Wort. Dann sagt er wieder: Das Wort ist bei Gott.

Wenn das Wort bei Gott ist, dann ist das Wort Mittel zum Zweck der Schöpfung. Dann ist weder Gott selbst das Wort noch die Schöpfung.

Wenn jedoch Gott selbst das Wort ist, dann ist Gott und seine Schöpfung nur ein Wörterkonstrukt, ohne materielle Substanz.

Der dritte Vers scheint zu bestätigen, dass Gott und seine Schöpfung nur ein Wörterkonstrukt ist, denn das Leben war in Gott. Die Identifizierung Gottes mit dem Leben findet nicht statt, sondern das Leben ist nur in Gott.

Schlussfolgerung: Gott ist nur ein Wort, ohne Wirklichkeitscharakter und seiner Schöpfung geht es genauso. Die Verwechslung von der Entstehung der Welt, also von Sonne, Mond, Sterne, Erde, Pflanzen, Tiere und Menschen mit der Schöpfung ist die Verwechslung von der Pfeife mit dem Bild der Pfeife oder von dem Apfel mit dem Bild des Apfels.

Das Leben ist zwar nicht Gott selbst, aber weil es in ihm ist, belebt es ihn, sodass beides dem allgemeinen Sprachgebrauch gleichwertig erscheint.

Weil das Johannesevangelium nach der theologischen Tradition das zeitlich letzte der 4 Evangelien ist und es nach einer ganz bestimmten Systematik geschrieben wurde, ist davon auszugehen, dass auch diese ersten drei Verse ausdiskutierte und ausgeklügelte Theologie ist. Die aufgezeigte Verwechslung der Wörterbedeutungen ist kein Zufall, sondern genau kalkulierter Betrug, der sich durchaus in die vielen anderen Betrügereien jener Zeit nahtlos einreiht.

abisz