Frank Sinatra, my way

Gespeichert von admin am Mi., 30.09.2015 - 20:16
Liebe Frau XY
liebe Angehörige und Freunde
des verstorbenen

XY

 
Sie haben sich für diese Abschiedsfeier von dem Verstorbenen das Lied „My Wayvon Frank Sinatra gewünscht. Wir werden es vor der Würdigung des Verstorbenen gemeinsam in dieser Version hören.

Als ich mich mit diesem „Song“ beschäftigte, fand ich heraus, dass es eine französische Originalversion gibt und davon einen sehr schönen deutschen Text. Diesen französischen Text hat Frank Sinatra entscheidend mit ins amerikanische übertragen und schließlich hat Harald Juhnke ihn für sich selbst und seinen Lebensweg nachempfunden. Hier nun die Sinatra-Version in deutscher Übersetzung aus dem Internet:

Und jetzt naht das Ende

Und vor mir liegt der letzte Vorhang.
Mein Freund ich stelle klar
Und lege meinen Fall,
dessen ich mir sicher bin, dar:

Ich habe ein erfülltes Leben gelebt
Ich habe so ziemlich jede Erfahrung gemacht
Und mehr, viel mehr als das:
Ich hab´s auf meine Art getan.

Bereut habe ich einiges –
Aber dann auch wieder zu wenig,
um es zu erwähnen.
Ich tat, was ich tun musste
Und habe alles, ohne Ausnahme,
zu Ende gebracht.
Ich plante jedes Vorhaben
sorgfältig bis ins Detail.
Und mehr, viel mehr als das:
Ich hab´s auf meine Art getan.

Ja, es gab Zeiten –
Ich bin sicher, das hast du gemerkt –
Da hab ich mich übernommen.
Aber dennoch,
wenn ich auch an manchem zweifelte –
Ich hab`s geschluckt und dann ausgekotzt
Ich habe mich allem gestellt,
blieb standhaft
Und tat es auf meine Art.

Ich habe geliebt, gelacht und habe geweint.
Ich hatte auch genug an
Niederlagen wegzustecken.
Und jetzt, wo die Tränen verflogen sind,
kann ich sogar darüber lachen.
Mir vorzustellen, was ich alles getan habe –
Da sage ich – wenn ich darf –
gar nicht mal schüchtern:
„Oh nein, oh nein, ich doch nicht.
Ich hab`s auf meine Weise getan.“

Denn was ist ein Mann, was hat er schon?
Wenn nicht sich selbst, so hat er nichts.
Das zu sagen, was er wirklich fühlt
Und nicht mit Worten dessen, der kniet.
Die Bilanz zeigt: Ich habe einstecken müssen –
Und ich hab es auf meine Weise getan.
Ja auf meine Weise.

 
Es gibt zwei Möglichkeiten, von einem verstorbenen Menschen Abschied zu  nehmen:
  • Die erste und meist geübte Möglichkeit ist, in einem feierlichen Trauerritus mit vorgeschriebenen Abläufen und allgemeinen Texten den Abschied zu gestalten. Vom verstorbenen Menschen darf dann dem Sinn nach nur gesagt werden: Er war nur für die Familie da, fleißig und ehrlich, er war überall beliebt und hat sich nichts zu Schulden kommen lassen.

Das passt immer, tut keinem weh und verhindert nähere Beschäftigung mit dem verstorbenen Menschen.

Diese allgemein übliche, pauschale und stromlinienförmig polierte Lobeshymne auf den verstorbenen Menschen möchten Sie sich selbst und den Freunden des Verstorbenen jedoch nicht antun.

  • Sie haben mit dem Song von Frank Sinatra einen anderen Weg gewählt, also die zweite Möglichkeit:

Also machen wir uns die Mühe und schauen hinein in das Leben des Verstorbenen, zuerst an Hand des Sinatra-Textes und im weiteren Teil an Hand seines eigenen Lebens.

  • Sinatra beginnt damit, dass er seinen eigenen Fall darstellt. Dessen kann er sich sicher sein, den kennt er und darüber weiß er Bescheid. Er beansprucht nachdrücklich das „copyright“ für sein Leben und seinen Lebensweg. Das schließt aus, dass andere es nachmachen – er will kein Vorbild sein - und es schließt auch die Vergleichbarkeit mit anderen aus.
  • Im zweiten Vers strukturiert er sein Leben mit drei großen Themen:
  • Er hat ein erfülltes Leben gehabt
  • und ziemlich jede Erfahrung gemacht
  • und er hat alles auf seine eigene Art und Weise getan. Das ist ihm so wichtig, dass er es immer wiederholt. Diese allgemeinen Lebenselemente, die dazu verführen sein Leben mit anderen Leben gleich zu setzen, wie es die Grundlage jeden Trauerrituals ist, schränkt er massiv ein. Er hat es auf seine eigene Art getan. Seine Individualität und Komplexität versteht er radikal, total und als nicht übertragbar.

Kann dieses Selbstbewusstsein und diese Selbstverantwortung überhaupt mit Ritualen, die für jedermann gelten, angemessen beantwortet werden? Oder widerspricht sich das grundsätzlich?

  • Im dritten Textabschnitt spricht er darüber, dass er nicht alles richtig gemacht hat. Er weiß um einige Fehler und steht zu ihnen. Dennoch käme ihm die Bitte des Vaterunsers:„und vergib uns unsere Schuld“, nie in den Sinn.

Sofort gesteht er ein, dass er das Prinzip der Aufklärung „den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit zu gehen“, nicht immer durchgehalten hat. Dennoch bekennt er sich zur aufgeklärten und planenden Vernunft, die er sorgfältig bis ins Detail angewendet hat.

Gleichzeitig sieht er sich selbst nicht als Vorbild für andere, sondern bekennt: „Ich habe es auf meine Art getan!“

Wenn ich etwas auf meine Art tue, kann keiner das nachmachen. Ich bin kein Ratgeber für andere, kein Guru und kein weiser Meister oder Vorbild.

  • Im vierten Textabschnitt schildert er pauschal ein paar Einzelheiten, die seinen strahlenden Satz: Ich habe es auf meine Art getan, mit Zweifeln und Fehlentscheidungen eintrüben. Auch die übernimmt er in die eigene Verantwortung. Er weiß sich umfassend in allen Lebenslagen verantwortlich für das, was geschehen ist.
Ich habe mich allem gestellt,
blieb standhaft
Und tat es auf meine Art.
  • Im fünften Textabschnitt spricht er auch von seinen vielen Niederlagen, die er wegzustecken hatte.

Nur weil er verstanden hat, dass er alle Niederlagen selbst verursacht hat, kann er nach einer gewissen Zeit darüber lachen. Er muss niemand anderem etwas nachtragen, denn er selbst ist ja auch die Ursache seiner Niederlagen. Weil er selbst die Ursache ist, kann er auch ganz selbständig darüber entscheiden, wie er damit umgeht.
Er entscheidet sich im Sinne der modernen Ethik, dass Leben immer Vorrang haben muss und deshalb lacht er auch über seine Niederlagen.

  • Der sechste Textabschnitt spricht davon, was ein Mann wirklich hat, nämlich sich selbst.
    Er fügt hinzu:
    „Wenn nicht sich selbst, so hat er nichts.“

Dazu gehört auch die Selbstachtung, die daraus erwächst, dass er vor nichts und niemandem kniet.

Er hat den „aufrechten Gang“, von dem wir besonders in Bremerhaven immer wieder hören und lesen, in seinem Leben nie verändert. -

Wir hören jetzt, bevor wir uns das Leben des Verstorbenen ansehen, den von Ihnen gewünschten Song von Frank Sinatra

Teil 2: Würdigung des Verstorbenen

In diesem Sinne wollen wir uns die Geschichte des Verstorbenen nun etwas genauer erzählen:
(Überblick über das Leben des Verstorbenen…)

Teil 3: Abschied

Wir müssen Abschied nehmen.
Dazu ist es notwendig, dass Sie alle Ihren Frieden mit dem Verstorbenen machen.

Während Sie das so still bei sich selbst entscheiden, werde ich dem Verstorbenen einen Text aus meinen Gedichten widmen:

Meine Geschichte

Meine Geschichte ist die einzige
Konstante meines Lebens,
welche in allen Brüchen und Wechselfällen
meines Lebens
dennoch mein eigen ist.

Diese Konstante hat die Aufgabe,
mich zu stabilisieren
und als fester Bezugspunkt
meine Orientierung in der Welt
zu ermöglichen.

Nur durch das Bewusstsein
meiner Geschichte
schaffe ich Sinn in meinem Leben,
kann ich mich produktiv
und kreativ entwickeln,
mir selbst und anderen
Hilfe und großes Glück sein.

Uwe Peters
Wir verabschieden uns hier in der Kapelle von dem Verstorbenen, weil er eingeäschert werden soll:
XY ist am xxx zu uns in diese Welt gekommen und hat uns am xxx für immer wieder verlassen.
Wir wollen nicht klagen, weil wir ihn verloren haben, sondern dankbar sein dafür, dass wir ihn unter uns hatten.

Ruhe in Frieden

© Uwe Peters

Trauerreden