Willi Rauch

 Name  Rauch  willirauch  
 Vorname  Willi  
 Geboren    
     
 Geboren  07.04.1949  
 Gestorben  20.08.2006  
     
 Ort  Bremerhaven  
 Friedhof  Weserstr. & Alt-Wulsdorf  
 Datum  24.08.2006  
     
 Redner  FREIER REDNER: Uwe Peters  
 Bestatter  Bestattungsinstitut Koop  
 Homepage    

 

Liebe Frau Rauch,

liebe Angehörigen und Freunde

des verstorbenen

Willi Rauch

Wir sind hier zusammengekommen, um von dem Verstorbenen gemeinsam Abschied zu nehmen und seiner noch einmal würdigend zu gedenken.

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Teil 1: Hilfe für die Hinterbliebenen

Wir haben zusammen gesessen und über den Verstorbenen und seinem Leben gesprochen und nachgedacht.

Natürlich haben Sie mir auch von seinem Krankheitsprozess und seinem Sterben erzählt. Aber wir waren uns einig darüber, dass das Ende eines Lebens, so leidvoll wie es manchmal auch sein mag, niemals das gelebte Leben selbst ausmacht. Das Leben ist immer viel mehr, als die wenigen Tage des Leides am Ende des Lebens.

Genau so ist es mit dem generellen Gegensatz zwischen Leben und Tod. Wie das Leid, so gehört auch der Tod zum Leben. Und genau so wie das Leid das Leben selbst nicht ist, kann auch der Tod unser Leben nicht bestimmen.

In meinem Lieblingstext wird das Verhältnis von Leben und Tod wunderschön dargestellt.

Lucius Seneca (4 vor Chr. – 65. n. Chr.) hat ein ganzes Buch geschrieben und den Titel gewählt:

Von glückseligen Leben

Es ist schon erstaunlich, dass er in diesem Buch eine längere Abhandlung über den Tod aufgeschrieben hat. Viele Menschen heute sind der Auffassung, dass ein glückseliges Leben und ein Nachdenken über Sterben und Tod nicht zusammen passen würde.

Ungeschriebene Gesetze machen uns nachdrücklich klar, dass man in einer Trauerfeier keine Witze machen darf und bei geselligen Feiern sich zwar betrinken kann ohne Ende, aber niemals über Sterben und Tod reden darf.

Bei Seneca ist das alles anders. Er schreibt in seinem Buch über das glückselige Leben eine lange Passage über den Tod. Daraus lese ich einen kurzen Absatz vor:

Der Tod bedeutet Nichtsein. Was dies ist, weiß ich schon. Dies wird der Zustand nach meiner Existenz sein, wie er schon vor meiner Existenz gewesen ist.

Wenn darin etwas Schlimmes liegt, so muss es auch darin gelegen haben, ehe wir das Licht der Welt erblickten. Doch wir haben damals keinen Schmerz gefühlt.

Wäre es nicht töricht, glauben zu wollen, es sei schlimmer für die Lampe, wenn sie erloschen ist, als bevor sie angezündet wird?

Auch wir werden angezündet und erlöschen wieder; in der Zwischenzeit empfinden wir Schmerz, vorher und nachher aber ist tiefe Ruhe.“

Zunächst fragen wir mal ganz einfach, warum macht er das? Warum schreibt er in einem Buch über das glückselige Leben ein Kapitel über Sterben und Tod?

Muss das überhaupt so sein?

Ich behaupte, das muss so sein, weil nämlich der Umgang mit Sterben und Tod der Schlüssel zu einem glückseligen Leben ist.

Man kann kein glückseliges Leben führen, wenn die Sache mit Sterben und Tod nicht geklärt ist.

Das hängt damit zusammen, weil Sterben und Tod jedermann gewiss ist und deshalb zugleich auch die mächtigste Angst im Menschen erzeugt.

Wenn wir ständig eine verdrängte und unterschwellige Angst in uns tragen, dann ist jede Fröhlichkeit nur gekünstelt und Schauspielerei.

Erst dann, wenn wir keine Angst mehr haben, können wir wirklich lachen und hemmungslos fröhlich sein. Es gibt sehr wohl eine deutliche Unterscheidung zwischen den entfremdeten Formen eines nur scheinbaren Glücks und den befreiten und befreienden Formen der Freude und des Lachens.

So lange Angst in uns ist, sind wir nicht zu Freude und zum Glück bereit. Beides – Angst und Freude -funktioniert nicht zugleich in einem Körper.

Deshalb ist es auch für Seneca völlig klar und einsichtig, dass er in seinem Buch die entscheidende Angst der Menschen ansprechen muss. Sein glückseliges Leben bricht wie ein Kartenhaus zusammen, wenn er die Sache mit Sterben und Tod nicht ein für alle Mal klärt.

Und er klärt den ganzen Sachverhalt mit ganz einfachen Wörtern, die jedermann verstehen kann.

Deshalb will ich mich auch nicht an eine Erklärung dieses glasklaren Textes heran wagen. Ich kann das alles mit vielen Wörtern höchstens nur noch unklarer machen.

Aber ich möchte noch auf etwas anderes hinweisen:

Zu der Zeit des Seneca gab es eine sehr lebendige und immer noch jahrtausend alte ägyptische religiöse Tradition, in der der Zustand nach dem Tod zum wichtigsten Teil des Lebens erklärt wurde. Dazu hatten die alten Ägypter auch schon 2000 Jahre vor Seneca die Seele erfunden.

Nein, das was Seneca aufgeschrieben hat, war wirklich nicht allgemeiner Glaube, sondern es waren diese alten Mythen aus Ägypten. Senecas Zeitgenossen waren genau so abergläubig wie unsere Zeitgenossen heute. Jene Leute, die seine Schriften lasen und ähnlich dachten wie er, waren nicht die Mehrheit der Römer damals.

Deshalb wollen wir uns heute auch nicht davon irre machen lassen, dass viele Leute mit seltsamen Zweifeln unbestreitbare Tatsachen ableugnen und dafür abenteuerliche Dinge glauben wollen.

Für Sie als Hinterbliebene sieht die Sache völlig anders aus. Sie haben den Kopf voller Erinnerungen. In Ihrem Kopf ist der Verstorbene noch ganz lebendig. In Ihrem Kopf kann er auch gar nicht sterben. Er kann im Laufe der Jahre in Ihrer Erinnerung mehr und mehr verblassen, aber niemals sterben.

Deshalb müssen wir uns genau dieser Erinnerung zuwenden und sie so gestalten, dass in Ihnen ein schönes, helfendes und tröstliches Bild entsteht. Zukunft braucht Vergangenheit, braucht Herkunft und hat ihr Fundament in der Erinnerung.

Deshalb wollen wir die Zukunft so gestalten, dass die Herkunft und Vergangenheit an dem Ort lebendig und hilfreich bleibt, wo sie nach Übereinstimmung aller Menschen unsterblich ist, in Ihrem Kopf, also in Ihrem Denken und Fühlen.

Dort wollen wir die Erinnerung vertiefen und fest machen.

Teil 2: Würdigung des Verstorbenen

Die einmalige und unwiederholbare Geschichte des Verstorbenen begann am 07.04.1949 in Wilhelmshaven. An diesem längst vergangenen Tag ist dort Willi Rauch geboren.

Er stammte aus einer „Patchworkfamilie“, wie wir neudeutsch sagen. Sein Vater ist im Krieg gefallen, noch bevor dessen letztes Kind, die nun um den Verstorbenen trauernde Schwester Waltraud geboren worden ist.

Die anderen älteren Kinder Gertrud, Erika, Bertha, genannt Heidi und Richard hat er alle noch erleben können und außer Erika, die schon 1993 verstorben ist, trauern jetzt alle um ihren „kleinen Willi“.

Die Mutter heiratete wieder und in dieser Zweitfamilie haben sich die Mädchen auch durchgesetzt. Inge und Renate waren schneller als Willi und trauern mit der Jüngsten, mit Brigitte um den Verstorbenen. Auch Wolfgang, der jüngere Bruder Willi`s ist bereits schon 2002 verstorben.

In Wilhelmshaven, OT Voslapp wuchs er auf und beendete dort auch seine Schulzeit.

Sein Vater stammte aus Ehringshausen in Hessen und die Verbindungen dorthin blieben sehr eng und intensiv. Die Kinder fuhren in den Ferien gerne und oft dorthin zu Oma und Opa und Willi blieb sogar zwei Jahre dort und ging auch dort zur Schule.

Als der Verstorbene in Wilhelmshaven seine Schulzeit beendet hatte, erlernte er den Beruf des Elektroinstallateurs.

Die Bundeswehr wollte ihn nicht, sie hatte genügend andere junge Männer und so hatte er Zeit und Gelegenheit und hängte eine zweite, erwachsengerechte Ausbildung an seine Lehrzeit und erlernte den Beruf des Radio- & Fernsehtechnikers.

Mit diesem Doppelberuf hatte er natürlich große Chancen beim WSA in Wilhelmshaven. Solche tüchtigen Leute sind überall gefragt.

1971 fing er beim WSA an und kontrollierte und wartete die Leuchttürme und nachdem er sein Funksprechzeugnis gemacht hatte, wurde er auch auf der Radarstation Schillig-Reede bei Wilhelmshaven eingesetzt. Damit war er für die Schiffssicherheit im Revier Wilhelmshaven bis Wangeooge hin verantwortlich.

Mit dem Aufbruch in eine wirtschaftlich gesicherte Zukunft, die in Wilhelmshaven noch problematischer zu gewinnen ist als in Bremerhaven, wollte er auch sein privates Glück voran bringen.

In erster Ehe heiratete er im Juli 1971 Annedore, geborene Meier.

Die Ehe blieb kinderlos und die Eheleute waren klug genug, nichts auf die lange Bank zu schieben. Als sie merkten, dass der Vorrat an Gemeinsamkeiten sehr rapide zusammenschmolz, trennten sie sich rechtzeitig im Jahr 1973.

Seine Schwester – ich habe nicht gefragt welche – hatte in Bremerhaven Arbeit gefunden, im Christopher of Bremen. Natürlich kam er gerne mal rüber, wenn er frei hatte, um sie zu besuchen.

Sie war noch in der Ausbildung und kam mit dem jungen Mann aus Wilhelmshaven ist Gespräch. An dem Abend war ein besonderer Sänger dort – Perci Sledge – und alle wollten ihn erleben.

Aber der Mann aus Wilhelmshaven war dann doch interessanter als Perci Sledge. Man traf sich wieder, zunächst ganz harmlos und dann auch heimlich; denn ihre Eltern waren noch so richtig von der alten Schule und Cornelia war die Älteste zu Hause...

Aber dann waren sie doch damit einverstanden, dass die Liebenden am 29.Dezember 1978 in Bremerhaven ihren Bund für ein langes gemeinsames Leben in guten und bösen Tagen vor dem Standesbeamten geschlossen haben.

Den Eheleuten wurden die nun um den Vater trauernden Töchter Patricia (09.04.1982) und Sarah (13.03.1987) geboren.

Der Verstorbene wurde mir schon als Kind „als der Schlichter vom Dienst“ geschildert. Es war ihm generell und immer wichtig, dass sich alle in seiner Herkunftsfamilie vertrugen.

Andererseits entwickelte er seine recht feste Meinung, die er dann auch sehr hartnäckig vertrat. Seine Patricia, Vaters Tochter, hat sich viel und oft mit ihm gefetzt. Während Sarah, Mutters Tochter, das alles eher sehr viel gelassener anging. Beide hat er abgöttisch geliebt.

An dieser Stelle wird deutlich, dass kein Mensch in irgend eine einfache Schublade passt. Immer sind wir das eine und zugleich auch das andere.

Er wurde mir als ein sehr ordentlicher und pingeliger Mann geschildert. Mit seiner ruhigen Art liebte er weder Hektik noch Unordnung; denn beides geht ja immer zusammen. Und auch das kristallisierte sich schon in seiner Kindheit heraus.

Vielleicht verstärkte das auch seine Beziehung zu seinem Beruf. Er bastelte gerne im gelernten Elektrobereich. Radios, Fernseher, DVD-Spieler, Waschmaschinen und alles, was er an elektrischen und elektronischen Geräten unter die Finger bekam, reparierte er und kriegte auch alles wieder hin.

Natürlich sammelte er Leuchttürme und den Roten Sand hat er nachgebaut und in seinen Garten gestellt.

Tunesien war sein Urlaubsziel. Meistens das gleiche Hotel und viele Jahre die damit zusammenhängende aufregungslose Entspannung. Das tat ihm gut. Ja, auch auf Gran Canaria waren die Eheleute und in Griechenland, aber richtiger Urlaub war das in Tunesien.

Er hatte ja zu Hause Verantwortung und damit verbunden auch Aufregung genug. Sein Beruf verlangte viel von ihm und im Jahr 1992 ist die Familie von Wilhelmshaven nach Wulsdorf in das Elternhaus seiner Cornelia umgezogen.

Einige wenige Jahre später erwischte ihn ein schwerer Bandscheibenvorfall und er wurde 1996 nach einer großen Operation EU-Rentner.

Einige Jahre konnte er sich mit seinem Leiden arrangieren, doch dann begann der Anfang vom Ende seines Lebens im Jahr 2003 mit einer weiteren schweren Operation. Er musste sich einer Pankreas-OP unterziehen. Der Krebs hatte ihn erwischt.

Die einzelnen Stationen seiner Erkrankung müssen wir nicht aufzählen.

Im September 2005 fuhren die Eheleute noch einmal – diesmal ohne die großen Kinder – nach Tunesien. Es sollte der letzte Urlaub werden; denn im Frühjahr 2006 begann der schnelle gesundheitliche Abbau.

Nach einem kurzen Krankenhausurlaub zu Hause musste er am 19.08.2006 wieder ins Krankenhaus, wo er dann am nächsten Tag seinen letzten und ihn doch erlösenden Atemzug tat.

Er ist dort, wo es kein Leid mehr gibt.

Teil 3: Abschied

Wir müssen Abschied nehmen.

Dazu ist es notwendig, dass Sie Ihren Frieden mit dem Verstorbenen machen.

Das heißt, Sie willigen ein in sein Leben, so wie es war und in seinen Tod. Es ist alles in Ordnung so.

Während Sie dies bei sich selbst bedenken und beschließen, werde ich dem Verstorbenen einen Text des Theologen David Friedrich Strauß widmen:

Letzter Hauch

 

Wem ich dies klage,

weiß, ich klage nicht,

der ich dies sage,

fühlt, ich zage nicht.

 

Heute heißt`s verglimmen,

wie ein Licht verglimmt,

in der Luft verschwimmen,

wie ein Ton verschwimmt.

 

Möge schwach wie immer,

aber hell und rein,

dieser letzte Schimmer,

dieser Ton nur sein.

 

Nachdem wir unseren letzten gemeinsamen Weg mit dem Verstorbenen gegangen sind, betten wir nun

Willi Rauch, geboren am 07.04.1949 und am 20.08.2006 für immer von uns gegangen , zu seiner letzten Ruhe.

Wir wollen nicht klagen, weil wir ihn verloren haben, sondern dankbar sein dafür, dass wir ihn unter uns hatten.

Ruhe in Frieden.

verstorbene